Erfolgsgeschichte
Biber, sprich ihre Spuren, waren lange nicht einfach aufzuspüren. Die Spezies wurde aufgrund ihres Fleisches, wertvollen Pelzes und des Castoreum im grossen Stil gejagt. Letzteres auch als Bibergeil bekannt, ist ein Drüsensekret, welches der Biber für die Reviermarkierung nutzt und in der Medizin verwendet wurde. Das Interesse am Tier war so gross, dass es zu Beginn des 20. Jh. bis auf wenige Standorte in Eurasien verschwunden ist. Von den ursprünglich 100 Mio. Tieren blieben rund 1000 übrig. In der Schweiz ist der Biber bereits Anfang des 19. Jh. ausgerottet worden. 1956 wurden die ersten Biber in Genf wieder ausgesetzt. Wenige Jahre später folgte der bundesrechtliche Schutz der Tierart. Gemäss Stand Ende 2022 wird der Bestand in der Schweiz auf rund 5’000 Tiere geschätzt.
Biber-Inventar
Um die Entwicklung und Verbreitung der Biberbestände der Schweiz zu verfolgen, sind Erhebungen notwendig. Einerseits gibt es nationale Bestandserhebungen. Das letzte gesamtschweizerische Biber-Inventar wurde im Winter 2021/2022 durchgeführt. Die Federführung für das Gesamtprojekt lag dabei beim Bund (Biberfachstelle). Auch Mitarbeitende der Prona haben mit ihrem Fachwissen an der Nationalen Biberbestandserhebung mitgearbeitet. Das aktuelle Inventar wurde im Jahr 2023 publiziert.

Dem Biber auf der Spur
Fundmeldungen von Privatpersonen sind unerlässlich. Wer einen Biber sichtet oder eindeutige Spuren findet, kann diese über die Webfauna-App für Android oder iOS melden. Die App ist auf App Store oder Google Play verfügbar. Wie Biberspuren erkannt werden und jegliche weitere Informationen zum Biber sind auf der Homepage der Biberfachstelle von Info Fauna abrufbar.
Erwünschter Ingenieur
Wo der Biber waltet, ist die Landschaft einer starken Dynamik unterlegen. Durch stetiges Stauen, Graben und Nagen entsteht eine hohe Strukturvielfalt. Gewässerläufe verändern sich, neue Feuchtgebiete entstehen, Austausch zwischen Bach- und Grundwasser wird gefördert. Lebensräume werden geschaffen, welche von zahlreichen Lebewesen genutzt werden können. Sei es für Nahrungssuche, Fortpflanzung, Versteckmöglichkeit.
In den nächsten 80 Jahren möchten Bund und Kantone 4000 km Gewässer, die einen naturfernen Zustand aufweisen, prioritär revitalisieren (Art. 38a, Gewässerschutzgesetz). Die Wirkung des Bibers kann zum Schaffen von neuen Gewässerlebensräumen, sowie deren ökologischen Aufwertung und Vernetzung genutzt werden. Claudine Winter der Schweizerischen Biberfachstelle ist überzeugt: «Wenn wir das Potenzial des Bibers gezielt nutzen und ihm den nötigen Raum zur Verfügung stellen, wird er ein wichtiger Partner für die Erhaltung und Förderung der Biodiversität und damit unserer Lebensgrundlage».
Das Wachstum wird sich gemäss Schweizerischer Biberfachstelle über kurz oder lang stabilisieren.
Unerwünschter Ingenieur
Sind die Platzverhältnisse eng, führt die Präsenz des Bibers zunehmend zu Konflikten. In Biel bekannte Standorte sind entlang der Schüss beim Güterbahnhof, Schüsspromenade oder beim Strandboden Biel. In Nidau sind entlang der Zihl und im Bereich des Seemättelis Bibervorkommen bekannt.
Mittels Drahtgitter als Baumschutz oder durch Abzäunen von landwirtschaftlichen Kulturen sind einfache Schäden vermeidbar. Eine Vergütung gibt es für landwirtschaftliche Frassschäden. Komplexer wird es dann, wenn durch das Graben der Biber Schäden an Infrastrukturen oder durch Dämme Vernässungen in Landwirtschaftsflächen entstehen. Das Einbringen von Grabschutzgittern bietet die einzige Schutzmassnahme bei wichtigen Infrastrukturen.
Wenn landwirtschaftliche Entwässerungseinleitungen, sogenannte Drainagen, aufgrund des Bibers nicht weiter funktionieren, kann das Land nicht länger nach den gängigen Methoden bewirtschaftet werden. Dies kann einen Rattenschwanz nach sich ziehen. Erst droht den Bewirtschaftern einer Kürzung der Kulturbeiträge nach Anhang 8 der Direktzahlungsverordnung. Resultiert daraus ein andauernder Zustand, dann kann es zum Wegfall der landwirtschaftlichen Nutzfläche kommen. Damit geht eine Reduktion der Flächenbeiträge einher, was betriebliche Konsequenzen sowie Konflikte mit dem ökologischen Leistungsnachweis nach sich zieht. Alles in allem sind dies für die Bewirtschaftenden keine zufriedenstellenden Folgen. In solchen Situationen gibt es im Wald Instrumente zur Abgeltung von Flächen, die nicht mehr bewirtschaftet werden können wie z.B. Waldreservate oder Totholzinseln. Für die Landwirtschaft fehlen dergleichen. Den Kantonen bleibt lediglich der Vollzug nach Jagdgesetz in Form der Wildschadenverhütung und -entschädigung übrig (Art. 12 & 13 im JSG). Im Falle des Bibers bedeutet dies konkret die Senkung des Damms oder dessen Beseitigung. Instrumente, wie sie bereits für den Wald existieren, müssen auch für das Offenland entwickelt werden.



Ausblick
Im Jahre 1994 wurde der Biber in die Rote Liste als eine «vom Aussterben bedrohte Tierart» (CR) aufgenommen. Die Erfolgsgeschichte des Bibers hat über die Jahre zu einer kontinuierlichen Abstufung des Gefährdungsstatus gesorgt. Anhand des letzten Biber-Inventars im Jahr 2022 ist der Biber nun als nicht gefährdete Tierart auf der Roten Liste aufgeführt. Gemäss Jagdgesetzt gilt er dennoch weiterhin als geschützte Art. Das Wachstum wird sich gemäss Schweizerischer Biberfachstelle über kurz oder lang stabilisieren. Die noch biberfreien Lebensräume werden langsam aber sicher weniger.

Möchten auch Sie das Vorkommen von Biber in einem bestimmten Gebiet analysieren? Die Prona AG steht Ihnen gerne für Felderhebungen, Konfliktanalysen und Biberkonzepte insbesondere im Wald zur Verfügung. Für weitere Informationen zu unseren Dienstleistungen besuchen Sie den Fachbereich Angewandte Ökologie auf unserer Homepage oder nehmen Sie mit uns Kontakt auf. Gerne unterstützten wir Sie bei Ihren Projekten. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme.