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24. Juli 2024
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Natur und Landschaft

Die Saison zur Bekämpfung von invasiven Neophyten ist wieder in vollem Gange!

Die steigenden Temperaturen und die ausgiebigen Niederschläge der letzten Wochen begünstigen ein schnelles Wachstum der Vegetation. Neben der einheimischen Flora sind es auch invasive Neophyten, die man überall blühen sieht. Mit einem Höhepunkt der Blütezeit im August ist ein Farbenfestival garantiert! Aber Vorsicht, denn nicht alles, was schön ist, ist auch gut. Schauen wir uns das einmal genauer an…

Invasive Neophyten – was ist das und warum sind sie problematisch?

Neophyten sind gebietsfremde Pflanzen, die nach der Entdeckung Amerikas (1500 n. Chr.) (absichtlich oder unabsichtlich!) auf unseren Kontinent importiert wurden. Von diesen gebietsfremden Arten werden in der Schweiz jedoch nur knapp 15% (BAFU) als invasiv deklariert. Als invasiv werden Neophyten bezeichnet, wenn sie sich schnell ausbreiten und einheimische Arten verdrängen, was zu einem Rückgang der Biodiversität führt. Diese Arten bieten meist keinen Lebensraum für heimische Tiere und sind deshalb ökologisch nicht wertvoll. Zudem können Invasive Neophyten gesundheitliche Schäden für Menschen und Infrastrukturen verursachen. Eine frühzeitige Bekämpfung invasiver Neophyten (sobald ein Bestand entsteht) kann die Verbreitung eindämmen und zukünftige Kosten reduzieren.

Invasive Neophyten und die Schweizer Gesetzgebung

In der Schweiz gibt es so gut wie keine Verpflichtung zur Bekämpfung von invasiven Neophyten. Gemäss der Verordnung über die Freisetzung von Organismen (Freisetzungsverordnung, FrSV) muss jedoch die Sorgfaltspflicht gelten. Das bedeutet, dass alle Verkäufer:innen einer invasiven Art die Pflicht haben, die erforderlichen Massnahmen umzusetzen, damit ihre Verwendung nicht zu Schäden in der Umwelt führt. Käufer:innen von invasiven Neophyten sollten daher über die Schäden, die diese verursachen können, informiert werden. Es ist zu beachten, dass die Sorgfaltspflicht auch für die Beseitigung von Pflanzen gilt. Wir können jedoch eine Verbesserung auf gesetzlicher Ebene feststellen. So hat der Bundesrat am 1. März 2024 eine Änderung der FrSV verabschiedet, die ab dem 1. September 2024 den Verkauf bestimmter invasiver Neophyten in der Schweiz verbieten wird.

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Die Armenische Brombeere ist ein invasiver Neophyt, der schnell dichte Bestände bildet.
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Neophyten besiedeln schnell Brachland.

Was kann jeder konkret tun?

Menschen auf deren Grundstücken invasive Neophyten vorkommen, können dazu beitragen die Verbreitung dieser in der Umwelt zu verhindern. Bevor sie verblühen, sollten die Blütenstände abgeschnitten und in der Müllverbrennung entsorgt werden. Achten Sie darauf, dass Sie die Blütenstände nicht kompostieren, da sie auch nach dem Abschneiden noch Samen bilden können! Man kann auch von bestimmten Gemeindeaktionen (z. B. in der Region Biel) profitieren, bei denen Neophyten kostenlos gegen einheimische Arten eingetauscht werden können. In Biel findet diese Aktion am 24. November 2024 statt. Sie haben auch die Möglichkeit, ebenfalls in der Region Biel, kleine Mengen invasiver Neophyten kostenlos zu entsorgen, indem Sie sie in einem speziell dafür vorgesehenen Sack entsorgen. Die Stadt Biel verteilt nämlich Säcke zu diesem Zweck. Abschliessend: Ziehen Sie einheimische Pflanzen den exotischen vor, um Ihren Garten zu verschönern, die Biodiversität zu fördern und den heimischen Tieren einen attraktiveren Lebensraum zu bieten. Da das Artensterben neben dem Klimawandel zu den grössten Herausforderungen der Gegenwart gehört, ist es entscheidend, das Problem «Invasive Neophyten» anzugehen.

Gemeinden müssen mit gutem Beispiel vorangehen!

Die Bekämpfung invasiver Neophyten ist ein Thema das in Gemeinden zunehmend an Bedeutung gewinnt. Daher sollten die Mitarbeitenden der Werkhöfe geschult werden, um die Bekämpfung dieser problematischen Arten innerhalb des Gemeindegebiets zu verbessern. Im Jahr 2023 führte Prona in den Gemeinden Orpund, Safnern und Meinisberg eine Schulung zum Thema „Invasive Neophyten“ durch. Solche Aktionen sollen wiederholt und auch für die breite Öffentlichkeit angeboten werden. Schulungen für Gemeindeangestellte und andere Spezialist:innen für die Pflege von Grünflächen werden auch von der sanu in Biel durchgeführt.

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Je nachdem, welche Neophytenarten ausgerissen werden sollen, muss man sich gut schützen.

Die schöne Jahreszeit geht mit dem Wiederauftreten invasiver Neophyten einher!

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Der Japanische Staudenknöterich ist ein invasiver Neophyt, der nur sehr schwer auszurotten ist.
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Durch Abtragen von Boden kann auch ein Neophytenherd beseitigt werden.

Schönen restlichen Sommer!

Wir hoffen, dass Ihnen diese Zeilen die Problematik invasiver Neophyten nahebringen konnte und Sie motiviert hat, Ihren Teil zur Biodiversitätsförderung beizutragen. Wir wünschen Ihnen einen schönen Sommer!

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Das multidisziplinäre Team von Prona stellt seine Kompetenzen in den Dienst der öffentlichen Hand sowie von Privatpersonen bei ihren Bemühungen um die Bewirtschaftung natürlicher Lebensräume. Unsere Kenntnisse in den Bereichen Biotopmanagement, Gewässerschutz, Land- und Forstwirtschaft sowie Raumplanung machen es möglich, komplexe und vielfältige Projekte erfolgreich umzusetzen. Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren, wenn Sie Unterstützung oder Beratung im Umweltbereich benötigen.

Gilles Lauper
Dipl. Ingenieur FH (Natur)