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6. März 2024
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Natur und Landschaft

Neophytenbekämpfung beim Neubau Polizeizentrum Bern

Auf den ersten Blick sind es wunderschöne Pflanzen und man kann sich kaum vorstellen, dass diese Blumen oder Sträucher Schäden an Mensch und Umwelt verursachen können. Invasive Neophyten stellen eine Gefahr für die Biodiversität dar, da sie sich schnell ausbreiten und einheimische Arten verdrängen. Die Prona AG setzt sich im Rahmen der Umweltbaubegleitung beim Bau des neuen Polizeizentrums Bern für die Erhaltung unserer Biodiversität ein, indem sie die Neophyten bekämpft.

Der Spatenstich für das neue Polizeizentrum Bern in Niederwangen war am 4. Juli 2023. Voraussichtlich wird die Ausführung bis Ende 2027 dauern. Die Baufortschritte können im Zeitraffer per Webcam live mitverfolgt werden (siehe Link unten). Wir sind mit der Umweltbaubegleitung (UBB) am Projekt beteiligt und beraten die Bauleitung in Fragen des Umweltschutzes. Vor dem Baustart lag der Schwerpunkt insbesondere auf der Bekämpfung der Neophyten.

Pflanzen, die durch den Menschen verbreitet wurden

Neophyten sind exotische Pflanzen, welche nach der Entdeckung Amerikas aus fremden Gebieten (meist anderen Kontinenten) eingeführt oder versehentlich eingeschleppt wurden. Invasiv sind jene Pflanzen, welche sich stark ausbreiten und dadurch Schäden an Menschen, Tieren und der Umwelt verursachen. In der Schweiz wachsen rund 730 Neophyten-Arten. Die meisten haben sich gut in unser Ökosystem integriert, doch einige Pflanzen verhalten sich invasiv und verursachen daher Probleme. Es gibt beispielsweise Pflanzen, die gefährlich für die menschliche Gesundheit sind (Runzelblättriger Schneeball) oder solche, die Bauten schädigen (Japanischer Staudenknöterich). Ausserdem breiten sie sich stark und schnell aus und verdrängen dadurch die einheimischen Pflanzen und schaden so unserer biologischen Vielfalt. In der Freisetzungsverordnung des Bundes Anhang 2 werden die in der Schweiz verbotenen invasiven Organismen aufgeführt. Darin ist der Umgang mit gebietsfremden Organismen geregelt. Die Verordnung bildet eine gesetzliche Basis zum Schutz der Menschen und der Umwelt vor den Schäden durch invasive Neophyten.

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Die Kanadische Goldrute (lat. Solidago canadensis) stammt, wie der Name sagt ursprünglich aus Kanada und aus den östlichen und zentralen Vereinigten Staaten. Sie ist die häufigste invasive Pflanze der Schweiz (neophyt.ch).
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Das Einjährige Berufkraut (lat. Erigeron annuus) stammt ebenfalls aus Nordamerika und wurde im 18. Jahrhundert nach Europa eingeschleppt. Verwechseln kann man diese Art mit Kamillen- und Margeritenarten.

Das Bauland wird von den Neophyten befreit

Die Prona AG identifizierte im Vorfeld der Bauarbeiten auf dem Bauland des Polizeizentrums mehrere invasive Pflanzen:

  • Das Einjährige Berufkraut, einer der häufigsten invasiven Neophyten im Mittelland. Die Pflanze mit den gelb-weissen Blüten kann sich auf Weiden massiv vermehren und damit die Qualität des Futters für Weidetiere reduzieren.
  • Die Kanadische Goldrute. Diese Pflanze hat leuchtend gelbe Blüten und kann bis zu 2 Meter hoch werden. Sie wächst sehr dicht und verdrängt dadurch andere Pflanzen, die nicht mehr genügend Licht erhalten.
  • Die Armenische Brombeere. Diese Pflanze wurde aufgrund ihrer Beeren aus Armenien importiert, verwildert leicht in Gärten und unterdrückt die einheimischen Pflanzen.
  • Der Sommerflieder, auch Schmetterlingsstrauch genannt. Auch dieser verbreitet sich mit seinen leichten Samen sehr schnell und über grosse Flächen.

Eine Auflage des Amtes für Naturförderung (ANF) ist es, die oben genannten Pflanzen vor Baustart fachgerecht zu entfernen und entsorgen. Die UBB der Prona instruierte die Bauunternehmung dazu, wie die Pflanzen zu entfernen sind sowie begleitete und kontrollierte die Arbeiten. Die Pflanzen wurden wenn möglich mit der Wurzel ausgerissen und dann in der Kehrichtverbrennung entsorgt. Offene Blüten wurden, um die Versamung zu verhindern, vor dem Ausreissen abgeschnitten und direkt in Abfallsäcke verstaut. Der Sommerflieder wurde mit dem Bagger ausgegraben.

Während der Bauphase und noch 3 Jahre darüber hinaus überprüfen unsere Fachpersonen UBB das Aufkommen der Neophyten auf dem Bauperimeter und lassen diese fachgerecht entfernen. Für die Betriebsphase des Polizeizentrums Bern erstellen wir ein Konzept für das Neophytenmonitoring.

Invasiv sind jene Pflanzen, welche sich stark ausbreiten und dadurch Schäden an Menschen, Tieren und der Umwelt verursachen.

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Die Armenische Brombeere (lat. Rubus armeniacus). Trotz der Namensgebung ist die Herkunft dieser Pflanze nicht abschliessend geklärt. Ein typisches Erkennungsmerkmal sind die weissgrau und filzig behaarten Blattunterseiten.

Helfen Sie mit bei der Eindämmung invasiver Arten

Auch in der Stadt Biel und in den umliegenden Gemeinden des Seelandes werden Massnahmen zur Neophytenbekämpfung ergriffen. Dank dem Projekt «Neophytensäcke» können alle bei der Stadtverwaltung oder bei Gemeinden gratis Neophytensäcke beziehen. Diese können mit Neophyten gefüllt und in der Kehrichtverbrennung entsorgt werden. Informationen zum Erkennen, zur Bekämpfung und zur Entsorgung der Neophyten sind auf dem Merkblatt der Stadt Biel aufgeführt (siehe Link unten). So können alle Gartenbesitzende aktiv zur Neophytenbekämpfung und somit zum Schutz unserer biologischen Vielfalt beitragen.

Bohnenblust Simon

Benötigen auch Sie eine Umweltbaubegleitung für Ihr Bauvorhaben oder Unterstützung bei der Planung und Umsetzung von Ausgleichs- und Ersatzmassnahmen? Profitieren Sie für Ihre Herausforderungen von unseren vielfältigen Ressourcen. Wir führen unsere Aufträge mit einem breit gefächerten Team aus Umwelt-Spezialisten aus und können so Wissen aus verschiedenen Fachbereichen anbieten. Durch unser Qualitätsmanagement arbeiten wir fachlich einwandfrei, termingerecht und kostenbewusst.

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Simon Bohnenblust
Dipl. Umweltnatur­wissenschafter ETHZ