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15. Juli 2024
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Natur und Landschaft

Neue Lebensräume für Amphibien im Mettmoos in Biel

Das Mettmoos in Biel ist im Bundesinventar als «Amphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung» (IANB) gelistet. Dieses im Kataster der belasteten Standorte (KBS) erfasste Areal, eine ehemalige Mülldeponie der Stadt Biel, umfasst zahlreiche Wasserflächen. In einigen Teichen konnten sich die Amphibien aufgrund einer mangelhaften Abdichtung nicht mehr fortpflanzen. Ein von Prona begleiteter Arbeitseinsatz zur Schaffung von über 40 neuen Wasserflächen wurde Anfang Februar abgeschlossen.

Eine bedrohte Amphibienpopulation

Jeden Frühling kommen zahlreiche Amphibien zur Fortpflanzung in die Wasserflächen des Mettmoos in Biel. Dieses im Inventar der «Amphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung» (IANB) eingetragene Gebiet umfasst rund 2’200 m2 temporäre und permanente Wasserflächen und beherbergt sechs einheimische Amphibienarten, darunter die seltene Kreuzkröte (Epidalea calamita EN) und die Gelbbauchunke (Bombina variegata VU). Seit mehreren Jahren konnten sich Amphibien in einigen Gewässern aufgrund einer mangelhaften Abdichtung nicht mehr fortpflanzen. Dies führte dazu, dass die Fortpflanzung einiger Arten systematisch scheiterte. Darüber hinaus ließ die geringe Anzahl von Beobachtungen der Gelbbauchunke und der Kreuzkröte in den letzten Jahren auf einen Rückgang ihrer Bestände schließen. Aufgrund dieser Erkenntnisse beschlossen die Stadt Biel (Grünflächenamt) und die Fachstelle für Naturförderung des Kantons Bern (ANF), ihre Kräfte zu bündeln und Massnahmen zur Förderung der Amphibien im Mettmoos zu ergreifen. Prona begleitete das Projekt von der Konzeption bis zur Umsetzung.

Ein heikler Projektumfang

Die Projektphase begann im Jahr 2020. Die Komplexität des Standorts aufgrund seines Eintrags im Kataster der belasteten Standorte des Kantons Bern führte im Herbst 2021 zu einer Ablehnung des Projekts durch das Amt für Wasser und Abfall des Kantons Bern (AWA). Eine im Frühjahr 2022 auf Anregung des ANF durchgeführte Koordinationssitzung, an der das AWA, die Stadt Biel, das ANF und Prona teilnahmen, ermöglichte es die Situation zu deblockieren. Es wurden Massnahmen definiert, die den Anforderungen des AWA entsprachen. Nach der Anpassung des Projekts konnte das Baugesuch Ende 2022 eingereicht werden. Nach einigen kleineren Projektänderungen wurde die Baugenehmigung im Mai 2023 erteilt. Die Realisierungsphase begann im Dezember 2023. Insgesamt sind vom Beginn des Projekts bis zum Ende der Realisierungsphase fast 4 Jahre vergangen…

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Flacher Teich für die Kreuzkröte
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Betonring für die Gelbbauchunke

Verschiedene Teiche für verschiedene Arten

Während der Bauphase wurden vier verschiedene Arten von Teichen angelegt. In einer ersten Phase wurden 32 Betonringe mit einem Durchmesser von 120, 150 und 200 cm in die bestehenden Hügel des Mettmoos eingebracht, um die Gelbbauchunke zu fördern. Die Platzierung auf den Hügeln wurde gewählt da dort weniger Bodenverschmutzung angenommen wurde und es den Bewirtschafter beim Mähen der Fläche weniger behindert. Zwei große bestehende Teiche wurden saniert, indem eine EPDM-Abdichtungsfolie in Kombination mit einer 8-10 cm dicken Betonschicht eingebaut wurde. Diese beiden Teiche fördern die Fortpflanzung der Erdkröte (Bufo bufo), des Grasfrosches (Rana temporaria), des Teichmolches (Lissotriton helveticus) und des Bergmolches (Ichthyosaura alpestris). Zur Förderung der Kreuzkröte wurden 6 flache mit einer EPDM-Plane abgedichtete Teiche (max. 30 cm tief) angelegt, welche mit Kies (10-15 cm Durchmesser) aus dem Schüssdelta im Bielersee ausgelegt wurden. Schließlich wurden vier Standorte, die bereits temporäre Tümpel aufwiesen, verdichtet, um eine bessere Wasserrückhaltung zu ermöglichen und so die Kreuzkröte zu fördern. Insgesamt wurden im Rahmen des Projekts 1’200 m2 Wasserfläche neu geschaffen oder saniert.

Entdeckung von verschmutztem Material

Obwohl sich das Bauunternehmen Gebr. Jetzer bemühte, die Aushubarbeiten beim Bau der Teiche auf ein Minimum zu beschränken, wurde dennoch verdächtiges Material ausgehoben. Die von unserer Altlastenexpertin Annette Bretscher initiierten Analysen ergaben eine hohe Konzentration an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK), insbesondere Benzo(a)pyren. Das ausgehobene, verschmutzte Material musste gemäß der geltenden Gesetzgebung, der Verordnung über die Vermeidung und die Entsorgung von Abfällen (VVEA), entsorgt werden.

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Bau eines Teichs aus Beton

Im Mettmoos in Biel wurden mehr als 40 neue Wasserflächen angelegt.

Wertvolles Know-how

Bauunternehmen (und Maschinisten!) mit dem nötigen Wissen, um ökologische Verbesserungsmassnahmen für Amphibien umsetzen zu können, sind selten. Umso wertvoller sind sie, da sie die Arbeit des Verantwortlichen für die ökologische Überwachung erleichtern und dessen Präsenz während der Bauarbeiten reduzieren. Dank des Engagements und des Know-hows von Klaus Hofer und Dominik von der Firma Gebr. Jetzer wurden die Ausführungsarbeiten gemäß den Erwartungen von Prona ausgeführt.

Danke !

Wir möchten allen an diesem Projekt beteiligten Akteuren danken, namentlich der Stadt Biel und dem ANF für ihr Vertrauen in Prona, sowie der Firma Gebr. Jetzer für die gute Ausführung der Arbeiten. Wir freuen uns darauf, die Amphibien im Mettmoos wieder beobachten zu können.

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Das multidisziplinäre Team von Prona stellt seine Kompetenzen in den Dienst der Öffentlichkeit sowie von Privatpersonen bei ihren Bemühungen um die Bewirtschaftung natürlicher Lebensräume. Unsere Kenntnisse in den Bereichen Biotopmanagement, Gewässerschutz, Land- und Forstwirtschaft sowie Raumplanung machen es möglich, komplexe und vielfältige Projekte erfolgreich umzusetzen. Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren, wenn Sie Unterstützung oder Beratung im Umweltbereich benötigen.

Gilles Lauper
Dipl. Ingenieur FH (Natur)