Annette, worin bist du Expertin?
Ich bin Geologin, habe Geologie an der Universität Bern studiert. Bei der Prona bin ich Expertin in allen Belangen der Altlastenbearbeitung. Diese beginnt bei der Beratung von Grundstückseigentümer*innen die sich mit einem belasteten Standort oder einer Altlast beschäftigen müssen, sei dies aufgrund eines Bauvorhabens oder einer Aufforderung der kantonalen Behörde. Das Vorgehen, eng verknüpft mit der Altlastenverordnung, ist kein Allgemeinwissen und benötigt spezifische Kenntnisse, die ich an unsere Kund*innen weitergeben kann. Für unsere Auftraggeber führe ich historische Untersuchungen an belasteten Standorten durch, leite technische Untersuchungen, wie Bohrkampagnen und Probenahmen, und bewerte die Erkenntnisse in einem Bericht mit Handlungsempfehlungen. Auf der Baustelle kann ich Auskunft über den Umgang mit belasteten Materialien geben und so dafür sorgen, dass belastete Abfälle gemäss der Abfallgesetzgebung getrennt, verwertet, behandelt und entsorgt werden.
Was gefällt dir an deiner Arbeit?
Meine Arbeit ist so abwechslungsreich, dass kaum Routinearbeit anfällt. Dies empfinde ich als besonders anregend. Jedes Projekt, insbesondere jede Schadstoffsituation und jeder geologische Kontext ist unterschiedlich und bewegt mich zu ständigem Lernen. Ich mag die Kombination aus Koordinieren/Planen, Feldarbeit mit Hands-on-Arbeiten und schliesslich dem mehr intellektuellen Teil, dem Verfassen von Gutachten. Für mich darf es zwischendurch auch dreckig werden. Lange Feldtage in meist grüner Umgebung, z.B. bei der Untersuchung von Schiessanlagen, haben ihren Reiz!
Zudem mag ich den Kundenkontakt sehr. Für die Kund*innen ist es meist kein freiwilliger Akt, sich mit einer Altlast zu beschäftigen. Daher sind wir gefordert, eine umsichtige Betreuung zu bieten und die Projekte kosteneffizient abzuwickeln.
Zur Arbeit gehören immer auch die Menschen, mit denen man zusammenwirkt. Dass die gegenseitige Unterstützung und das gegenseitige Austauschen von Wissen bei Prona so gut funktioniert trägt viel zu meiner Zufriedenheit bei.
Wo siehst du die zukünftigen Herausforderungen und Chancen in deinem Fachbereich?
Eine grosse Herausforderung, die uns alle betrifft, die wir unsere Lebensgrundlage auf der Erde finden, sind die Schadstoffe, die wir auf unsere Felder und Äcker geben. Sie gelangen in alle Lebensräume und in alle Lebewesen. Da es sich dabei um persistente chemische Stoffe handelt, werden sie nicht von selbst verschwinden.
Ähnlich verhält es sich mit den sogenannten PFAS, einer grossen Gruppe von synthetischen Industriechemikalien, die in verschiedensten Bereichen zum Einsatz kamen und in Alltagsgegenständen enthalten sind. Die Chemikalien machen Materialien schmutz- und wasserabstossend. Sie wurden lange als Zusätze in Feuerlöschschäumen eingesetzt und sind zum Beispiel auch in bestimmten Skiwachsen enthalten. Ein Teil der Substanzen ist seit 2010 in Europa und seit 2020 in der Schweiz verboten. Trotzdem sind die Substanzen in der Umwelt und werden bereits bis in entlegene Gebiete der Erde nachgewiesen. Sie sind persistent und toxisch und stellen daher für Forschung, Politik, Wirtschaft und Verwaltung eine grosse Herausforderung dar. In der Schweiz gerieten die Substanzen in den letzten Jahren stark in den Fokus (siehe Links auf Webseite BAFU unten). Auch für uns Altlastenbearbeiter*innen heisst es, sich auf neue (neu im Fokus stehende) Substanzen einzustellen und unsere Kompetenzen weiterzuentwickeln.
Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass die Ingenieurbranche, in welcher Altlastenspezialist*innen tätig sind, sehr stark vom Fachkräftemangel betroffen ist. Wie in unzähligen anderen Branchen ist es eine grosse Herausforderung, qualifizierte Fachkräfte zu finden, um die hoch bleibende Auftragsmenge zu bewältigen. Schon zu meiner Uni-Zeit waren die Geologie-Studiengänge eher gering besetzt. Wie ich selbst aus dem Umfeld erfahre, geht ein Teil der Abgänger*innen in die Forschung. Zudem kann man sich als Geologin in sehr unterschiedlichen Feldern spezialisieren. Somit bleiben tatsächlich pro Tätigkeitsfeld, also zum Beispiel für die Altlasten, wenig Fachkräfte übrig. Wie ich gehört habe, entwickelt das BAFU derzeit Massnahmen, um dieses Berufsfeld bereits auf Stufe Gymnasium zu fördern. Schliesslich braucht es Fachkräfte, um die Bundesziele in der Altlastenbearbeitung erreichen zu können.
Die grosse Chance, die man als Altlastenfachperson hat, ist dazu beitragen zu dürfen, dass Schadstoffbelastungen im Boden und Untergrund, die unsere Naturgüter beeinträchtigen, behoben werden. Rund 40 % der (bekannten) Altlasten der Schweiz sind bereits saniert. Es dauert noch mehrere Jahrzehnte, bis alle saniert sind. Der Beruf der Geolog*in und Altlastenfachperson bleibt attraktiv und wird sich in den kommenden Jahrzehnten stets weiterentwickeln.
Benötigen auch Sie Unterstützung in Fragen bezüglich eines belasteten Standortes oder einer Altlast? Profitieren Sie für Ihre Herausforderungen von unseren vielfältigen Ressourcen. Gerne beraten und unterstützen wir Sie bei Ihrem Projekt.